6. Symphoniekonzert
Tschaikowsky Romeo und Julia
Beschreibung
Béla Bartók
Violinkonzert Nr. 2
Pjotr I. Tschaikowsky
Francesca da Rimini
Fantasie e-Moll nach Dante op. 32
Pjotr I. Tschaikowsky
Romeo und Julia
Fantasie-Ouvertüre nach Shakespeare
Zwei Violinkonzerte schrieb Béla Bartók – ein frühes, noch ganz als Spätromantiker auf den Spuren von Richard Strauss, und ein spätes, sein zweites Violinkonzert, das er, längst auf dem Weg der Avantgarde, in den Jahren 1937/38 komponierte. Der ungarische Geiger Zoltán Székely gab das Werk in Auftrag – ein traditionelles, regelmäßiges Violinkonzert sollte es sein. Bartók wollte eigentlich einen einzigen, großen Variationssatz schreiben. Was also tun, wenn die eigenen Vorstellungen völlig anders sind als die des Auftraggebers? Die Herausforderung annehmen! Dafür entschied sich Bartók und schuf ein Werk in drei Sätzen, von denen der erste und dritte Satz in ihren kontrastreichen musikalischen Ideen verwoben sind, und bei denen der Variationssatz, den Bartók so sehr wollte, in der Mitte den Höhepunkt bildet. Es ist eine Meisterleistung Bartóks, den Auftrag wie gewünscht auszuführen und dabei die eigene musikalische Idee auf ein noch höheres Niveau zu erheben als eigentlich geplant. Dieser Geniestreich wurde in Amsterdam uraufgeführt und mit einer Aufnahme sogar für die Nachwelt festgehalten. Viel gespannter sein darf man aber auf Katrin Adelmann, Erste Konzertmeisterin der Bielefelder Philharmoniker, die mit dem einst für Székely geschrieben Part als Solistin auftritt.
»Lasciate ogni speranza, voi ch’entrate«, lautet die Inschrift auf dem Höllentor zu Dante Alighieris Inferno, der Hölle seiner Göttlichen Komödie. An diesem Ort ist auch Francesca da Rimini mit ihrem Geliebten für immer mit dem Gefühl der Sehnsucht verbannt. »Es gibt keinen größeren Schmerz als das Glück, an das man sich in einer Zeit des Elends erinnert«, so die poetischen Worte, mit der sie Dante und Vergil ihre eigene Geschichte zu erzählen beginnt. Genau nach dieser Poesie suchte Tschaikowsky. Der fünfte Gesang um die bemitleidenswerte Verbannte war es, die er als Inspiration zu seiner Fantasie finden sollte und die er vom dunklen Eingang in die Hölle zu ihrem ergreifend-sehnsüchtigen Bericht bis ans dramatische Ende nachvollzieht. Zehn eindringliche Akkorde in e-Moll lassen keinen Zweifel am immerwährenden Leid der jungen Sünderin. Ebenso wenig Zweifel dürfte auch an der Anekdote bestehen, dass Tschaikowsky in seinem Arbeitszimmer ein Schränkchen mit Werken voller Weltliteratur gehütet haben soll, schließlich bediente er sich schon 1870 an einer Liebestragödie: Romeo und Julia aus der Feder Shakespeares, deren Themen Liebe, Familie, Sehnsucht, Kampf und das tragische Ende der beiden Tschaikowsky nahezu opernhaft inszeniert.