Wim Henderickx / Krystian Lada / Stefan Hertmans

The Convert (Beten – zu wem?)

Beschreibung

Oper in zwei Akten / Libretto von Krystian Lada nach dem Roman Die Fremde von Stefan Hertmans / In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

In jeder Hinsicht entwurzelt – so fühlt sich die junge Vigdis. Im Jahr 1070 im französischen Rouen in eine Adelsfamilie geboren, schien ihr Lebensweg klar vorgezeichnet. Doch als sie sich in jungen Jahren in den Juden David verliebt, gerät ihre Welt aus den Fugen. Sie entflieht dem Elternhaus und konvertiert zum Judentum, um Davids Frau werden zu können. Von nun an muss sie nicht nur fürchten, den Häschern ihrer Familie in die Hände zu fallen, sondern auch ihre christliche Herkunft verleugnen; schließlich droht ihr als Konvertitin nach damaligem Recht der Scheiterhaufen. Ein Leben auf der Flucht beginnt, während die religiösen Spannungen zunehmen: Der erste Kreuzzug steht bevor.

Mit Vigdis stellt Wim Henderickx eine starke, doch innerlich zerrissene Frauenfigur in den Mittelpunkt seiner Oper. Sie kämpft in Zeiten des religiösen Fanatismus für ihr privates Glück und Toleranz über Glaubensgrenzen hinweg. Hin- und hergerissen zwischen ihrer christlichen Erziehung und dem angenommenen jüdischen Glauben ringt sie selbst aber damit, welchen Gott sie in ihrem Leid um Beistand anflehen kann. Ihr tragischer, verlustreicher Lebensweg durch mehrere Länder und Kulturen wird von dem im Dezember 2022 überraschend verstorbenen belgischen Komponisten in einer Musiksprache erzählt, die Einflüsse aus der westlichen Alten Musik, der Moderne und der Filmmusik mit jüdischen und arabischen Traditionen verschmilzt.

 

Gefördert im Rahmen von Fonds Neues Musiktheater

 

Für diese Produktion gibt es eine Triggerwarnung, die Sie hier nachlesen können.

Pressestimmen

Die deutsche Erstaufführung der Oper The Convert (beten – zu wem?) gehört fraglos zu den Höhepunkten der Bielefelder Musiktheatergeschichte. (…)

Anne Hinrichsen führt die grandios aufspielenden Bielefelder Philharmoniker mit großer Umsicht durch die Untiefen und Klippen der überaus komplizierten Partitur. Große Musik findet Interpreten auf Augen- und Ohrenhöhe. (…)

Sie (Vigdis) startet als junge Frau voller Anmut und Leidenschaft und endet als erbarmungswürdiges physisches und psychisches Wrack. Die Rolle ist eine riesige Herausforderung, die Dušica Bijelić mit Präsenz, Kraft und beeindruckender Ausdrucksstärke meistert, eine höchst anspruchsvolle Partie, die sie Hingabe darbietet. (…)

Nick Westbrock (ist es) gelungen, The Convert (beten – zu wem?) in ein Manifest der Aufklärung zu verwandeln.

(…) Opernchor, Extrachor (Hagen Enke) und JunOs (Felicitas Jacobsen, Anna Janiszewska), die schon in Johanna auf dem Scheiterhaufen großartig sangen begeisterten ein weiteres Mal. (…)

Die konzeptionelle Beratung durch Mayan Rachel Goldenfeld, aufgewachsen in Israel, sorgt für einen hohen Grad an Authentizität. Das Publikum erlebte einen Vorschein auf das Motto der nächsten Spielzeit: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.«

Neue Westfälische, 15.04.24

Fremdenhass und religiöser Fanatismus sind keine Erfindung der Neuzeit. Dennoch nimmt man bass erstaunt zur Kenntnis, dass eine Geschichte, die Ende des 11. Jahrhunderts zur Zeit des ersten Kreuzzugs spielt, von solch enormer Aktualität sein kann. (…)

Regisseur Nick Westbrock und seinem Inszenierungsteam ist eine in ihrer Abstraktion allgemeingültigen Umsetzung ein großer Wurf gelungen. (…)

Die Sängerin Dušica Bijelić stellt all diese Stationen sehr einfühlsam dar. Sie liebt, leidet, altert und wird am Ende eins mit ihrem Alter ego, der »Black Hamoutal«. In der lyrisch-impressionistischen Intensität ihres geschmeidig geführten Soprans liegt eine zu Herzen gehende Imaginationskraft, der sich niemand entziehen kann. (…)

Die eigentliche Hauptrolle aber übernimmt die Musik, die von Unsicherheit und drohender Gefahr in flirrend-grellen Flötenkantilenen spricht und Gewalt in dunklen Klangfarben und wuchtigen Perkussionskaskaden über die Protagonisten hereinbrechen lässt. So eindringlich, dass es körperlich spürbar wird.

Für zartes, fernöstliches Kolorit sorgen Instrumente wie Oud, Duduk und Kanun. Surreal anmutende Klangebenen werden hingegen durch elektronische Zuspielungen eröffnet, die nicht selten mit dem Orchesterapparat verschmelzen. Im Wirrwarr der unterschiedlichen Stile und polyrhythmischen Schichten behält Anne Hinrichsen am Pult der Bielefelder Philharmoniker souverän den Überblick.

Westfalen-Blatt, 15.04.24
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Förderer, Partner & Sponsoren

Diese Produktion wurde unterstützt von

NRW Kultursekretariat
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

Kurzinfo

Spieldauer
ca. 02:55 Std.
Pausenanzahl
1
Erster Termin war am
Mi. 27.03.2024
Spielort
Stadttheater
Niederwall 27
33602 Bielefeld
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