2. Symphoniekonzert
Paganini-Rhapsodie
Beschreibung
Sergei Rachmaninow
Die Toteninsel op. 29
Sergei Rachmaninow
Rhapsodie über ein Thema von Paganini
Maurice Ravel
Une barque sur l′océan
Maurice Ravel
Daphnis et Chloé Suite Nr. 2
»Dem Sog, der von der schwarzen Insel ausgeht, kann man nicht entrinnen«, so Sergej Rachmaninow über Die Toteninsel, eines der berühmtesten Gemälde des Impressionisten Arnold Böcklin. Der Komponist sah es 1907 nur auf einem Foto, doch die schwarz-weißen Kluften hinterließen bei ihm einen tiefen Eindruck. In seiner symphonischen Dichtung Die Toteninsel op. 29 sind es die langsamen und seltsam unregelmäßigen Ruderschläge des Fährmanns, der auf »die andere Seite« und in die Welt der verzauberten Insel überschiff t. Bis das Dies Irae-Motiv in Rachmaninows wohl spannendstem Werk das Jüngste Gericht ankündigt …
Ungewohnt schnell schrieb Rachmaninow 25 Jahre später, 1934, die Rhapsodie über ein Thema von Paganini: In gleich 24 Variationen verarbeitet er ein einziges Thema des Geigengenius Niccolò Paganini – und stellt ihm höchste Klaviervirtuosität gegenüber. »Aber es ist kein Konzert!«, hält Rachmaninow fest und befreit sich von jeglicher strengen Form. Höchst originell und einfallsreich entfaltet er eine Palette musikalischer Stimmungen von temperamentvoll über zärtlich und schwärmerisch zu wehmütig, mystisch und hochdramatisch. Und auch das Dies Irae-Motiv ertönt wieder – als Zeichen für Paganini, der sich seinerzeit selbst als schwarzgekleideter »Teufelsgeiger« darzustellen pflegte.
Im Jahr 1905, als auch Debussy – nachweislich durch Zufall – La Mer uraufführt, schreibt der jüngere Maurice Ravel ein Werk über ein kleines, mastloses Boot auf hoher See: Une barque sur l’ocean. Ursprünglich das dritte von fünf Klavierstücken seines Zyklus Miroir, von denen er jedes einem seiner »Apachen« – seiner Clique aus nachtschwärmenden Pariser Künstler*innen – widmet, wandelt Ravel es zu einem impressionistischen Orchesterwerk um. Während anfangs die Wellen sachte wogen und das Wasser glitzert, türmt es sich bald zu stürmischen Bewegungen auf – und die Gischt komponiert Ravel so meisterhaft und fein, dass man selbst vor der Brandung zu sitzen glaubt.
Dem Erfolg des Balletts Daphnis et Chloé kam einmal mehr Debussy in die Quere: Die Uraufführung eines seiner Ballette am selben Abend entfachte einen derartigen Skandal, dass Ravels Premiere kaum wahrgenommen wurde. So schaffte das Werk in zwei Suiten, die zweite aus dem Jahr 1913, zunächst den Sprung in die Konzertsäle statt auf die Ballettbühne. Ein »großes musikalisches Freskogemälde« hatte Ravel mit der zweiten Suite im Sinn, »weniger auf Archaik bedacht als auf Treue zu dem Griechenland meiner Träume« – das musikalisch mit einem Sonnenaufgang einen traumhaften, griechischen Sonnentag begrüßt.