6. Kammerkonzert
Das Haus am Michaelerplatz
Beschreibung
Wien, Mitte des 18. Jahrhunderts, Michaelerplatz 4: Eine schier unglaubliche Mischung von Menschen lebte hier unter einem Dach – zunächst Pietro Metastasio. Der Librettist, ein Star seines Metiers, schrieb zahlreiche Bühnenwerke zur Vertonung – an denen sich, wie seinerzeit üblich, gleich mehrere Komponisten versuchten. Einer von ihnen war der berühmte italienische Gesangslehrer und Komponist Nicolo Antonio Porpora, der 1752 Metastasios Nachbar wurde. Neben Berufsfeld, Herkunft und Hauseingang teilten sie sich auch ihren Mitarbeiter: den jungen Joseph Haydn, der zeitweise die Dachkammer bewohnte und beiden gegen Kost und Logis als Pianist diente. Und die Dame im Erdgeschoss, das war Fürstin Maria Oktavia Esterházy, Mutter von Paul Anton Esterházy, an dessen Hof Haydn später als Kapellmeister und Hauskomponist seine Hauptwirkungsstätte fand.
Doch im Michaelerhaus lebte auch Marianna Martinez, zu Lebzeiten gefeiert – und heute vergessen. Jedenfalls beinahe: Ensemblemitglied und Sopranistin Mayan Goldenfeld widmet sich gemeinsam mit Kapellmeisterin und Studienleiterin Anne Hinrichsen und Musiker*innen der Bielefelder Philharmoniker gerade den verborgenen Schätzen ihres Werks und stellt es dem ihrer Nachbarn gleich – die nämlich allesamt daran wirkten, eine Brücke aus dem Barock in die Zukunft der Klassik zu bahnen.