4. Symphoniekonzert
Beethoven fünf
Beschreibung
Ludwig van Beethoven
Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 op. 72b
Paul Hindemith
Symphonische Metamorphosen
Ludwig van Beethoven
Symphonie Nr. 5 c-Moll op. 67
Paul Hindemith war als Bratschist, Komponist und Mitbegründer der Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik zweifellos eine der wichtigsten musikalischen Stimmen der Weimarer Republik. Für den Choreographen Leonid Massine hatte er bereits 1938 eine Ballettmusik geschrieben, sodass dieser Hindemith nunmehr beauftragte, Klavierstücke von Carl Maria von Weber zu instrumentieren. Zur Suite zusammengefügt, wollte Massine dazu unterschiedliche Tänze zeigen. Der Komponist, der sich nach wiederholter Verunglimpfung durch die Nazis zunächst in die Schweiz absetzte und dann in die USA übersiedelte, beschloss, die Weber’schen Themen als Grundmaterial für eine viersätzige Paraphrase zu verwenden. Massine lehnte das Ergebnis als zu komplex ab. Und so wurden die Symphonischen Metamorphosen erst im Januar 1944 vom New York Philharmonic Orchestra uraufgeführt und – Ironie des Schicksals – 1952 von Massines großem Konkurrenten George Balanchine mit dem New York City Ballet in Szene gesetzt.
Hindemiths Auseinandersetzung mit der symphonischen Architektur dürfte in der Gegenüberstellung mit Beethovens fünfter Symphonie konturenscharf hervortreten. Gerade weil diese ein Paradebeispiel für Beethovens Arbeit an der Gattung Symphonie darstellt: von der gefälligen, formvollendeten Unterhaltung weniger Privilegierter hin zur »Rede an die Menschheit« – durchaus unter Einbeziehung außermusikalischer Inhalte und Ideale. »So pocht das Schicksal an die Pforte«, soll der Komponist einer Anekdote nach über das Anfangsmotiv seiner fünften Symphonie gesagt haben. Dass dieses Werk ungewöhnlich lange auf Beethovens Schreibpult reifen durfte, lag u. a. daran, dass er zeitgleich an der Oper Fidelio arbeitete, die zunächst Leonore hieß und ihn ebenfalls lange und intensiv beschäftigte. Allein vier Ouvertüren schrieb er dafür, von denen die dritte 1806 für die zweite Fassung der Oper entstand – und die Maßstäbe der zeitgenössischen Opernouvertüren in ihrer Dramatik und musikalischen Radikalität mit einer Lust sprengte, dass sie bis heute ein erfolgreiches Doppelleben im Orchestergraben und auf dem Konzertpodium führt.