Christof Prick
2. Symphoniekonzert
Beschreibung
Carl Maria von Weber
Ouvertüre zur Oper Der Freischütz
Joseph Haydn
Symphonie Nr. 101 D-Dur Die Uhr
Richard Strauss
Der Bürger als Edelmann
Orchestersuite op. 60
Die Ouvertüre zu Carl Maria von Webers Der Freischütz bringt in wenigen Minuten die Atmosphäre einer ganzen Oper in den Konzertsaal: idyllische Waldstimmung, volkstümliches Jagdmilieu, unheimliche Wolfsschlucht, romantische Liebesarie und – gottlob – glücklicher Ausgang. Schon bei der Uraufführung der Oper im Juni 1821 verlangte das Publikum nach einer Wiederholung dieser so bildhaften Eröffnung und seitdem eroberte sich die Ouvertüre auch einen eigenständigen Platz im Konzertsaal – natürlich zusätzlich zu dem überwältigenden Erfolg des gesamten Freischütz.
Theatral bildhaft kommt zwar auch Richard Straussʼ Der Bürger als Edelmann daher, jedoch ist diese Orchestersuite nur das schöne Nebenerzeugnis eines gewagten Experiments. Gemeinsam mit seinem kongenialen Librettisten Hugo von Hofmannsthal wollte Strauss eine neue Theaterform erproben, eine Kombination von Molières Komödie Der Bürger als Edelmann als Schauspiel mit Musik und dem anschließenden Operneinakter Ariadne auf Naxos. Doch musste Strauss einsehen: »Das eigentliche Schauspielpublikum kam nicht auf seine Kosten, das Opernpublikum wusste nicht viel mit dem Molière anzufangen.« Lachende Dritte wurden auf diese Weise die Konzertgänger, denn Strauss formte daraus eine Konzertsuite mit neun – teilweise auch neu komponierten – Nummern zwischen französischem Barock und deutscher Spätromantik.
Während die Ouvertüre zu Der Freischütz und auch Der Bürger als Edelmann nachvollziehbar benannte Situationen ausmalen, sollte das Publikum sich von dem Beinamen Die Uhr nicht dazu verleiten lassen, permanent ein Ticken in Joseph Haydns 101. Symphonie zu erwarten. Die Enttäuschung wäre vorprogrammiert, wie die anekdotisch überlieferte Beschwerde eines frustrierten Zuhörers bei dem Dirigenten Toscanini beweist. Dieser Beiname ist nicht Programm, stammt auch nicht vom Komponisten und wurde eigentlich nur der Klavierfassung des zweiten Satzes nachträglich verliehen. Doch neben dem rhythmischen Ticken, auf das alle warten, lädt noch so manches andere zum Schmunzeln und Staunen ein, schließlich befand sich der Vater der klassischen Symphonie in seinen für London geschaffenen Symphonien auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Wie auch der Morning Chronicle nach der Uraufführung im Jahr 1794 resümierte: »Es war Haydn, was könnte man, was bräuchte man mehr zu sagen?«