Simone Sandroni

Woher wir kommen

Beschreibung

Ein wiederkehrendes Format in der Arbeit des Künstlerischen Leiters von TANZ Bielefeld Simone Sandroni ist die Charakterstudie. Nach einer Reihe einfühlsamer Portraits für international renommierte SolistInnen, eröffnete er seine Auftaktsaison am Theater Bielefeld 2015/16 mit Geschichten, die ich nie erzählte, einem Stück, in dem er die Mitglieder seines frisch gegründeten Ensembles zu Wort kommen ließ. Spielerisch leicht verband er ihre persönlichen Erinnerungen mit erdachten Geschichten und gab so nicht nur einen Einblick, sondern auch einen humorigen Kommentar zum Alltag des/der BerufstänzerIn.

Um das menschliche Individuum und dessen choreografische Inszenierung dreht sich auch Simone Sandronis neueste Kreation Woher wir kommen. Ausgehend von den Persönlichkeiten der TänzerInnen entwickelt er archetypische Charaktere, die gegensätzlicher nicht sein könnten. In einer Küche – dem Nukleus sozialen Miteinanders – lässt er sie aufeinander treffen und dekliniert lustvoll alle Situationen durch, die aus diesen Begegnungen entstehen können. Es wird gelacht und geweint, gestritten und sich wieder vertragen, geliebt und gehasst – und natürlich auch gekocht. Zu diesem bunten Tableau vivant des sozialen Mit- und Gegeneinanders steuert Franzsika Gebhardt eine detailreiche Ausstattung bei. Von Milian Vogel, der in dieser Spielzeit bereits die Tanz-Uraufführung New Sites in der Rudolf-Oetker-Halle begleitete, stammen die Kompositionen und musikalischen Arrangements.

Indem Simone Sandroni dem Individuum Raum gibt, lenkt er gleichzeitig den Blick auf die Diversität der Gruppe. Dem Akt des Erzählens stellt er in logischer Konsequenz das Zuhören gegenüber – eine Fähigkeit, die bei der Vielheit kultureller Hintergründe, Werte und Überzeugungen in der globalisierten Gesellschaft heute vielleicht so wichtig ist, wie nie zuvor.

Pressestimmen

Was den Zuschauern geboten wird, ist Schau-Kochen mit einer gehörigen Portion Tanz - kunterbunt, oft wahnsinnig schnell, waghalsig, variantenreich. (...) Die Gratwanderung zwischen Comedy und Kommentierung, zwischen großer und kleiner Welt, in der geliebt und gelitten, gelacht und gestritten wird, gelingt dem Ensemble tänzerisch wie darstellerisch. Sie feiern dies mit großer Lust. (...) Einfach ein Fest der Sinne. Das Premierenpublikum ließ unmittelbaren Jubel losbrechen.

Neue Westfälische, 08.04.19

Ein sinnlicher Genuss anderer Art war die von Milian Vogel komponierte bzw. arrangierte Musik. Sie war keine Begleitung, sondern ein stark rhythmusbetontes, großartig animierendes Element für die Tänzer, die bei der Zubereitung des Essens sogar selber zu Schlagzeugern wurden. Während wir die Tänzerinnen und Tänzer bisher nur als Wunder der Körperbeherrschung kannten, lernten wir sie an diesem Abend auch als Persönlichkeiten kennen. Wir hörten ihre Stimmen und die anrührenden oder kuriosen Geschichten aus ihrer Kindheit, die sie durchs Leben begleiten und ihre Eigenarten formten. So fühlte sich der Zuschauer denen, die da so risikobereit miteinander durchs Lebens tanzten und dabei alles gaben, merkwürdig verbunden.

Westfalen-Blatt, 08.04.19

Tempo, Witz und Mut machen das Label TANZ Bielefeld aus.

WDR 3, Mosaik, 08.04.19
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Kurzinfo

Spieldauer
ca. 01:10 Std.
Altersempfehlung
ab 12

Erster Termin war am
Di. 26.03.2019
Spielort
Stadttheater
Niederwall 27
33602 Bielefeld
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