Noctune
Brueder Selke
Beschreibung
Rhythmisch sind die Improvisationen der Brueder Selke, denn der Beat ist der stete Begleiter der beiden Musiker. Ein Begleiter, mit dem das Duo fast zum Trio wird: das Cello, das Klavier und der Beat, der in seiner Farbe changiert, sich auf viele Ebenen auffächert und schier unendlich lang trägt, den Raum atmosphärisch zu öffnen vermag. Sebastian Selke hat an der Berliner Hanns Eisler-Musikhochschule studiert, sein Bruder Daniel an der Hochschule in Leipzig. Eine »klassische« Ausbildung also. Beide sind bestens vertraut mit den Kompositionen von Bach, Beethoven und Debussy. Und all diese Eindrücke lassen sie einfließen in ihre Musik, die – wiederum sehr »unklassisch« – ihren Platz irgendwo zwischen den Schubladen namens »Techno«, »Ambient« und »Klassik« findet: Barock anmutende Tongebung, Intonationsideen und Harmonien gehen Hand in Hand mit Debussys sanften Dissonanzen und Beethovens sich vielfach multiplizierenden Begleitfiguren. Doch das Duo öffnet noch mehr Schubladen: Die musikalischen Erfahrungen der DDR treffen auf elektronische Klänge aus dem Amerika der 80er, beziehen aber auch die intime Kommunikation der Kammermusik aus Klassik und Romantik wie auch die Jazz-Improvisationskunst mit ein. So viele Einflüsse, die im Hier und Jetzt ins Ohr gehen und in ihrer Vielseitigkeit nicht das Gegeneinander, sondern das Miteinander dieser musikalischen Sprachen betonen.
Cello, Synthesizer, FX: Sebastian Selke
Klavier, Synthesizer, FX: Daniel Selke
© Jochen Michael