Münchener Kammerorchester

»Schuldt und das Kammerorchester haben mittlerweile eine innige Beziehung, und Schuldts Enthusiasmus geht dabei mit dem überragend präzisen Spiel der Musiker eine überwältigende Verbindung ein.«, konstatiert die Süddeutsche Zeitung nach einem der letzten Abonnementkonzerte des Münchener Kammerorchesters und seinem Chefdirigenten Clemens Schuldt.

Seit Herbst 2016 leitet Schuldt die »kleine Edelmusikertruppe« mit ihrem »hinreißenden Mix aus historischer und moderner Musizierpraxis« (SZ). Anspruchsvolle Programme, die Werke früherer Jahrhunderte assoziativ und spannungsreich mit Musik der Gegenwart konfrontieren, prägen das Profil des Ensembles. Ästhetisch vorurteilsfrei und experimentierlustig setzen Schuldt und das Orchester dabei auf die Erlebnisqualität und kommunikative Intensität zeitgenössischer Musik. Die künstleri-sche Planung obliegt einem Künstlerischen Gremium, dem neben dem Chefdirigenten, zwei Orchestermusiker sowie Geschäftsführung und Dramaturgie angehören. Nachdem in den vergangenen Spielzeiten Begriffe wir Ostwärts, Drama, Kindheit, Isolation, Reformation und zuletzt Wandern die dramaturgische Konzeption leiteten, widmet sich die Saison 2018/19 unterschiedlichen Facetten des Themas Vorwiegend heiter.

Mehr als 90 Werke hat das Kammerorchester in den letzten beiden Jahrzehnten uraufgeführt. Komponisten wie Iannis Xenakis, Wolfgang Rihm, Tan Dun, Chaya Czernowin, Georg Friedrich Haas, Pascal Dusapin, Salvatore Sciarrino und Jörg Widmann haben für das MKO geschrieben. Es wurden Aufträge u.a. an Beat Furrer, Erkk-Sven Tüür, Thomas Larcher, Milica Djordjević, Clara Iannotta, Samir Odeh-Tamimi, Mark Andre, Stefano Gervasoni, Peter Ruzicka, Márton Illés, Miroslav Srnka und Tigran Mansurian vergeben.

Neben den Abonnementkonzerten im Prinzregententheater, der Hauptspielstätte des Orchesters, findet auch die Reihe Nachtmusiken in der Rotunde der Pinakothek der Moderne ein ebenso kundiges wie zahlreiches Publikum. Seit anderthalb Jahrzehnten stellen diese Konzerte jeweils monogra-phisch einen Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts vor. Mit dem MKO Songbook wurde im Schwere Reiter in München 2015 ein Format etabliert, das Auftragswerke des MKO und Arbeiten Münchener Komponisten in den Mittelpunkt stellt. Als Kernaufgabe sieht das MKO darüber hinaus das Engagement in der Musikvermittlung, das Kooperationen mit Kindergärten und Schulen, Orches-terpatenschaften sowie Angebote in der Erwachsenenbildung umfasst. Unter der Leitung von Cle-mens Schuldt hat das MKO diese Aktivitäten mit neuen Formaten und Initiativen noch verstärkt.

Den Kern des Ensembles bilden die 28 fest angestellten Streicher. Im Zusammenwirken mit einem Stamm erstklassiger Solobläser aus europäischen Spitzenorchestern profiliert sich das MKO als schlank besetztes Sinfonieorchester, das auch in Hauptwerken Beethovens, Schuberts oder Schu-manns interpretatorische Maßstäbe setzen kann. Wichtiger Bestandteil der Abonnementreihe wie auch der Gastspiele des Orchesters sind Konzerte unter Leitung eines der beiden Konzertmeister. Die Verantwortungsbereitschaft und das bedingungslose Engagement jedes einzelnen Musikers teilen sich an solchen Abenden mitunter besonders intensiv mit.

1950 von Christoph Stepp gegründet, wurde das Münchener Kammerorchester von 1956 an über fast vier Jahrzehnte von Hans Stadlmair geprägt. Der Ära unter Christoph Poppen (1995–2006) folgten zehn Jahre mit Alexander Liebreich als Künstlerischem Leiter des MKO. Das Orchester wird von der Stadt München und dem Land Bayern mit öffentlichen Zuschüssen gefördert. Seit der Saison 2006/07 ist die European Computer Telecoms AG (ECT) offizieller Hauptsponsor des MKO.

Die Vernetzung des Orchesters am Standort München und die Zusammenarbeit mit Institutionen im Jugend- und Sozialbereich bilden einen Schwerpunkt der Aktivitäten des Ensembles. Wiederholte Kooperationen verbinden das MKO u.a. mit der Münchener Biennale, der Bayerischen Theateraka-demie, der Bayerischen Staatsoper, der Villa Stuck, dem DOK.fest München, der LMU sowie der TU München. Der Gedanke sozialer Verantwortung liegt auch dem Aids-Konzert des Münchener Kam-merorchesters zugrunde, das sich seit 2007 als künstlerisches und gesellschaftliches Highlight im Münchener Konzertleben etabliert hat.

Rund sechzig Konzerte pro Jahr führen das Orchester auf wichtige Konzertpodien in aller Welt. In den vergangenen Spielzeiten standen u.a. Tourneen nach Asien, Spanien, Skandinavien und Südamerika auf dem Plan. Mehrere Gastspielreisen unternahm das MKO in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, darunter die aufsehenerregende Akademie im Herbst 2012 in Nordkorea, bei der das Or-chester die Gelegenheit hatte mit nordkoreanischen Musikstudenten zu arbeiten. Im Januar 2018 war das MKO ebenfalls mit Unterstützung des Goethe-Instituts als Orchestra in Residence beim 12. Internationalen Musikfestival in Cartagena/ Kolumbien zu erleben.

Bei ECM Records sind Aufnahmen des Orchesters mit Werken von Karl Amadeus Hartmann, Sofia Gubaidulina, Giacinto Scelsi, Thomas Larcher, Valentin Silvestrov, Isang Yun und Joseph Haydn, Tos-hio Hosokawa und zuletzt Tigran Mansurian erschienen. Letztere wurde mit dem International Classi-cal Music Award 2018 ausgezeichnet. Eine Reihe von Einspielungen mit dem MKO wurden zudem bei Sony Classical veröffentlicht, so Rossini-Ouvertüren, Mendelssohns ›Sommernachtstraum‹ und 4. Symphonie sowie das Requiem von Mozart, außerdem Aufnahmen mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks, mit der Flötistin Magali Mosnier und dem Oboisten François Leleux sowie Les Vents Français. Aufnahmen mit dem MKO liegen u.a. auch bei Deutsche Grammophon, Neos, Hänssler Classic und Tudor vor.

Foto © Sammy Hart